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Herausforderungen und Chancen für die deutsch-nigerianische Zusammenarbeit bei der globalen Energiewende
Jennifer Morgan in UNILAG, © UNILAG 202
Besuch von Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik.
Im Zuge der anhaltenden Auswirkungen der globalen Klimakrise und der Energiewende, besuchte Staatsekretärin Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik des Auswärtiges Amtes, im Mai 2024 für drei Tage Nigeria (Lagos & Abuja). Das Ziel ihres Besuchs war, einen tieferen Einblick in die Energie-Szene des Landes zu gewinnen und sich für gemeinsame Anstrengungen zur Förderung sauberer und nachhaltiger Energieformen einzusetzen.
In einem öffentlichen Vortrag an der University of Lagos wies Frau Jennifer Morgan darauf hin, dass wir überall auf der Welt mehrere Krisen erleben – bei Verschuldung, Entwicklung, Energie, Klima und Ernährungssicherheit. Gleichzeitig befinden wir uns mitten in einem globalen wirtschaftlichen Wandel. Diese neue Art der Wirtschaft zielt auf integratives Wachstum, Energiesicherheit und den allgemeinen Zugang zu sauberer und erschwinglicher Energie ab. Sie stützt sich zunehmend auf erneuerbare Energien von Sonne, Wind und grünem Wasserstoff.
„Dies sind die Sektoren, in denen die Arbeitsplätze von heute wachsen und die Arbeitsplätze der Zukunft zu finden sind“, sagte sie.
Herausforderungen
Infolge der Veränderungen im globalen Energiesystem werde die Nachfrage nach Öl und Gas bald zurückgehen. Während der Ausbau der erneuerbaren Energie mit einer gerechteren und geordneten Abkehr von fossilen Brennstoffen einhergehe, hätten Volkswirtschaften wie Nigeria, die noch in hohem Maße von fossilen Brennstoffen abhängig seien, weiterhin mit den negativen Auswirkungen der globalen Klimakrise zu kämpfen. Zum einen stellten diese Auswirkungen das Land vor verschiedene Herausforderungen wie extreme Hitzewellen, Überschwemmungen und schlechte Luftqualität (Gesundheitsrisiko), die nicht nur Menschenleben gefährdeten, sondern auch zu Ernährungsunsicherheit führten.
Zum anderen berge eine weitere Verzögerung von Maßnahmen zur schrittweisen Reduzierung der nigerianischen Investitionen in neue Kohle-, Erdöl- oder Erdgasprojekte die große Gefahr, dass solche Investitionen langfristig zu verlorenen Vermögenswerten würden. Viele Länder, die fossile Brennstoffe exportieren hätten, diese Herausforderungen erkannt und ergriffen bereits erfolgreich Maßnahmen, um ihre Investitionen in Kohle, Öl oder Gas auf erneuerbare Energien zu verlagern.
Gelegenheiten
Staatssekretärin Morgan beschrieb Afrika als einen „riesigen Korb ungenutzten Potenzials“ und wies auf eine Reihe von Vorteilen hin, die Nigeria im Rahmen der globalen Energiewende hat. Mit einem raschen Ausbau der erneuerbaren Energien könnte Nigeria nicht nur den Zugang zu Energie und deren Erschwinglichkeit verbessern, sondern auch schlimmere Klimaauswirkungen verhindern und so ein besseres und sichereres Leben für alle schaffen.
Zudem wies sie auf die enormen Möglichkeiten hin, die Nigeria im Bereich der Solarenergie hat. Sie betonte, dass 60% der besten Standorte für Solarzellen in Afrika liegen, doch nur 1% der weltweit installierten Solarkapazität sich bislang auf dem afrikanischen Kontinent befindet. Nigeria ist auch reich an kritischen Rohstoffen wie Lithium, die in der auf erneuerbaren Energien basierenden Wirtschaft sehr gefragt sind. Nigeria kann dieses Potenzial für einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien nutzen und sich auf dem sich verändernden Weltmarkt neu positionieren. Nach Ansicht von Frau Morgan werden die Entscheidungen, die Nigeria in den kommenden Jahren trifft, entscheidend für seinen weiteren Weg sein.
Weitere wichtige Chancen, die die globale Energiewende Nigeria bieten könne, seien die Schaffung neuer Arbeitsplätze und ein verbesserter Zugang zu Strom. Die Möglichkeit, neue Industrien für die „Märkte der Zukunft“ aufzubauen, werde zu vollwertigen, gut bezahlten Arbeitsplätzen für eine wachsende Bevölkerung führen.
Deutsch-Nigerianische Zusammenarbeit
Deutschland pfelgt seit 2008 eine Energiepartnerschaft mit Nigeria. Während ihres Besuchs hat Frau Morgan mit der nigerianischen Regierung erörtert, wie diese Energiepartnerschaft als Instrument für einen wirksamen Dialog über die Zusammenarbeit im Energiebereich und über Maßnahmen gegen den Klimawandel weiterentwickelt werden kann. Sie traf auch mit Gruppen der Zivilgesellschaft und anderen Akteuren aus dem Energie- und Klimasektor zusammen.
Die Ergebnisse dieser Partnerschaft sind vielfältig und haben das Potenzial, weiter ausgebaut zu werden. Die Vereinbarung zwischen Siemens Energy und der nigerianischen Regierung zielt beispielsweise darauf ab, die Umsetzung der sog. Presidential Power Initiative (PPI) zu beschleunigen und das Stromversorgungsnetz in Nigeria zu verbessern. Dies hat die landesweite Stromversorgung bereits um mehr als 10% verbessert, was für die wirtschaftliche Entwicklung wesentlich ist. Deutschland teilt mit Nigeria und anderen Länder der Region seine Erfahrungen in der Berufsbildung und setzt sich für die Verbesserung der Qualität der lokalen Ausbildung ein. Dazu gehören Berufe wie Solartechniker/in.
In Anbetracht der Tatsache, dass die Energiewende möglichst gerecht verlaufen sollte, glaubt Frau Morgan, dass Nigeria langfristig ein Gestalter und Nutznießer des erst entstehenden globalen Marktes für grünen Wasserstoff werden könnte. Aus diesem Grund hat Deutschland im Rahmen der deutsch-nigerianischen Energiepartnerschaft das nigerianisch-deutsche Wasserstoffbüro in Abuja eröffnet.
„Ziel ist es, Entscheidungsträger und Experten aus Nigeria, Deutschland und darüber hinaus zusammenzubringen, um zu erkunden, wie grüner Wasserstoff dazu beitragen kann, die grüne Industrialisierung voranzutreiben und die nigerianische Wirtschaft zu stärken, zu diversifizieren und zu dekarbonisieren“, erklärte sie.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass koordinierte Maßnahmen sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene erforderlich sind, um einen transformativen Wandel und nachhaltiges Wachstum zu erreichen. Es ist wichtig, dass solche Maßnahmen schnell erfolgen. Frau Morgan meint:
„Wir haben keine Zeit zu verlieren. Die Klimakrise erhöht die Risiken und Kosten, schadet der Wirtschaft und vernichtet Lebensunterhalt. Je länger wir damit warten, etwas zu ändern, desto schlimmer wird es werden. Je früher wir handeln, desto besser“.